Familiendiagnostik

Systemische und traumaspezifische Familiendiagnostik

Aufsuchende systemische Familiendiagnostik trifft Aussagen zu Interaktionen und Veränderungen zwischen den Familienmitgliedern und ihren Subsystemen auf den Ebenen des individuellen, dyadischen/triadischen und familialen Funktionierens. Sie trifft keine klassifizierenden Aussagen über pathologische Eigenschaften Einzelner, sondern sieht das symptomatische Verhalten als einen Lösungsversuch für eine (Familien-) Problematik in seinen sozialen Bezügen. Die Funktionssysteme werden mithilfe von Beobachtungs-, Interviewmethoden, Genogramm-, Skulptur-, Ressourcenarbeit etc. erfasst, (atmosphärisch) beschrieben und beurteilt. Da die Familienmitglieder selbst Teil des Systems sind, das sie zu verstehen und verändern versuchen, werden sie durch systemisches Fragen zu Mitforschern der Familientherapeuten. Als dialogische Prozessdiagnostik genießt sie den „Heimvorteil“, sich auf das Zueinander der Familienmitglieder in ihren Alltagszusammenhängen stützen zu können. Systemische Familiendiagnostik zielt auf die Frage, ob es zu gegebenen Interaktionen, Beziehungs-, Kommunikationsmustern und „Familienregeln“ Alternativen gibt: Könnte der Ist-Zustand der Familiendynamik unter bestimmten (veränderten) Bedingungen auch anders sein?
Vor dem Hintergrund der Familiengeschichte und zukünftigen Lebensentwürfe werden Erwartungen, Vorstellungen, Wünsche, Ängste etc. in ihrem subjektiven Sinn und ihren aktuellen Bedeutungen für das familiale Zusammenleben herkömmlich auf o.g. Ebenen erfasst: Funktionalität bzw. Dysfunktionalität, dys-/funktionale Wechselwirkungsprozesse, systemisches Verständnis der Symptomatik als einer Lösung für familiale Probleme. Darüber hinaus leistet SIGNUMBERLIN eine traumaspezifische Systemdiagnostik: Ein traumatisches Ereignis, das erschreckend plötzlich auftritt und subjektiv häufig als lebensbedrohliche, schockierende Gefahr wahrgenommen wird, welche Flucht oder Gegenwehr unmöglich macht, unterscheidet sich für Betroffene oder Zeugen solcher Ereignisse von alltäglichem Stress. Ein traumatisiertes Familienmitglied, das sich in seiner Würde und körperlichen Unversehrtheit derart bedroht sah/sieht, bringt eine Erfahrung und ein Verhalten in die Familie ein, welche gleichermaßen verstörend sind (etwa emotionale Taubheit, Über-/Untererregung, Schlaf-, Ess-, Antriebsstörungen, [Auto-]Aggressionen etc.). Auch wenn die Familie nicht unmittelbar Zeuge der Traumatisierung geworden ist, werden ihr Sicherheitsempfinden und ihre Alltagsroutinen nachgängig schwer erschüttert. Um zu erkennen, dass das Verhalten eines Familienmitglieds Ausdruck einer Traumatisierung ist, bedarf es eines diagnostischen Blicks, der sich nicht allein auf individuelle, sondern auf Bewältigungsmöglichkeiten für das gesamte Familiensystem richtet. Traumabewältigung findet nur zu einem geringen Teil im therapeutischen Einzelsetting außerhalb der Familie statt. Zur Bewältigung des organisatorischen wie pädagogischen Alltags benötigen Familien bei/nach erlebtem traumatischem Stress eine ganzheitliche Unterstützung zur Stabilisierung, die ihre Selbstheilungskräfte zur Genesung aktiviert.